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  • Bettina Grill

Die 4 psychischen Grundbedürfnisse und Grundängste des Menschen






Wir Menschen haben verschiedene Grundbedürfnisse, die erfüllt sein müssen, damit wir ein glückliches und zufriedenes Leben leben können.


Wenn diese Grundbedürfnisse verletzt werden oder unerfüllt bleiben, können sich daraus tiefe Ängste ergeben, die sich als die Grundängste des Menschen bezeichnen lassen.


Wie sich das Wissen um die Grundbedürfnisse und Grundängste nutzen lässt, um sich persönlich weiter zu entwickeln, zu wachsen und zu heilen, erfahren Sie in diesem Artikel.


Inhaltsverzeichnis



Die Grundbedürfnisse des Menschen


Die Grundbedürfnisse des Menschen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, z.B. physische, psychische, sozio-kulturelle, spirituelle.


Für diese Grundbedürfnisse gibt es verschiedene Modelle. Besonders bekannt ist die Bedürfnispyramide nach Maslow, die alle Kategorien an Bedürfnissen umfasst:






Ich möchte mich in diesem Artikel vor allem auf die psychischen Grundbedürfnisse beziehen. Diese sind von zentraler Bedeutung dafür, ob wir uns in einer Situation sicher und wohl fühlen oder nicht.


Und gleichzeitig unterscheidet sich das Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden von Mensch zu Mensch, abhängig von der Lebensgeschichte des Einzelnen. So wird ein und dieselbe (schwierige) Situation oftmals sehr unterschiedlich eingeschätzt – je nach den eigenen Ängsten, die dadurch getriggert werden.


Auf psychologischer Ebene ist das Modell nach Klaus Grawe das, auf welches ich mich in diesem Artikel beziehen möchte. Ein anderes häufig zitiertes Modell ist das von Ryan und Deci, das hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll.


Die psychischen Grundbedürfnisse nach Grawe


Das Modell von Grawe kennt 4 psychische Grundbedürfnisse, aus denen sich entsprechend 4 Grundängste ableiten lassen.





Wie entstehen die Grundängste?


Angst an sich ist für den Menschen wichtig und gut. Sie kann überlebenswichtig sein, beispielsweise wenn sie uns aufmerksam und „fluchtbereit“ macht, wenn wir die Straße überqueren und ein Geräusch hören, das ein herannahendes Auto sein könnte.


Diese Art von Angst ist ein tiefsitzender Instinkt, der blitzschnell abläuft und zu den Urängsten gehört.

Weitere instinktive Urängste, die jedem Menschen angeboren sind, sind die vor dem Hinfallen, vor Höhe, Verletzung, Tieren, Dunkel oder Feuer.

Diese Ängste sind physiologisch gesund und wichtig; sie dienen unserem rein biologischen Überleben.


Neben diesen instinktiven Ängsten gibt es solche, die mit unseren psychologischen Bedürfnissen zusammenhängen.

Auch diese hatten in der Urzeit des Menschen zumindest teilweise überlebenswichtige Funktionen. Beispielsweise das Bedürfnis nach Bindung und die Angst vor Verlust dieser Bindung.

Denn in der Frühzeit war der Mensch auf das Zusammenleben und die Unterstützung der Gruppe angewiesen, allein konnte er kaum überleben.


In unserer heutigen Zeit mit ihren gesellschaftlichen, sozialen Strukturen sind diese Ängste oftmals nicht mehr angemessen. Sie stecken zwar noch in unseren Genen, müssten aber eigentlich im Normalfall nicht aktiviert werden.


Dass das dennoch passiert, liegt nicht zuletzt in der psychischen Entwicklung und der Bewusstseinsentwicklung des Menschen. Der heutige Mensch lebt in komplexen Systemen, er hat sehr feine Antennen für das Miteinander entwickelt und auch kulturelle und spirituelle Bedürfnisse.


Gleichzeitig steckt in allen von uns genetisch noch der Urzeitmensch, so dass unsere Instinkte nicht unbedingt gut mit unserer Lebensrealität übereinstimmen.


Durch kleinere oder größere traumatische Erlebnisse dieser feinfühligen Psyche können sich dann tiefsitzende Ängste entwickeln, die durch die äußeren Umstände häufig nicht zu begründen sind.


Diese Ängste können aber auch von den Eltern oder Großeltern übernommen oder vererbt worden sein und damit gar nicht in unserem Leben entstanden sein (mehr dazu lesen Sie in diesem Blogartikel).



1. Grundbedürfnis: Bindung


Wie oben erwähnt, war der Urzeit-Mensch nur in der Familie oder Gruppe überlebensfähig.

Und gleichzeitig erlebt und erfährt der Mensch sich als soziales Wesen am besten im Miteinander mit anderen, die ihm spiegeln, wie er selbst ist. Daraus hat sich ein tiefes Bedürfnis nach Bindung und Beziehung entwickelt.


Dazu kommt, dass der Mensch auf einer seelischen Ebene die Ahnung in sich trägt, dass es möglicherweise mehr gibt und auch auf einer höheren Ebene das Verbundensein, das Einssein mit der Natur oder dem Göttlichen existieren kann.


Wenn dieses Bedürfnis oder das Erleben von Bindung und Verbundensein verletzt werden oder Zurückweisung erlebt wird, kann sich daraus Angst entwickeln.



1. Grundangst: Einsamkeit und Alleinsein


Die Angst von Einsamkeit und Alleinsein kann verschiedene Ausprägungen haben.

Einerseits gibt es viele Menschen, die nicht gerne alleine sind, sondern immer jemanden um sich haben möchten. Sobald sie alleine sind, suchen sie sich eine Beschäftigung, telefonieren beispielsweise oder verabreden sich.


Daneben gibt es die Ausprägung dieser Angst, dass Menschen Angst davor haben, die (Ver-)Bindung zu jemand anderem zu verlieren.

Aus dieser Angst heraus vermeiden sie es möglicherweise, denjenigen zu kritisieren oder sich unbeliebt zu machen, sie passen sich an.



2. Grundbedürfnis: Orientierung und Kontrolle


Hinter diesem Bedürfnis steckt der Wunsch nach einer selbstbestimmten Gestaltung des eigenen Lebens. Dadurch entsteht ein Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit, man hat sein Leben "im Griff" und kann selbst entscheiden, was man machen möchte und was nicht.


Auch dieses Bedürfnis hat mehrere Aspekte. Einerseits die eben erwähnte Selbstbestimmung, andererseits gehören hier auch als angemessen empfundene soziale Regeln dazu.

Diese begrenzen den eigenen Freiraum zwar, geben andererseits aber auch Sicherheit und Orientierung. Sie stecken den Spielraum ab, in dem sich unser Leben abspielen kann, ohne dass wir in Konflikte mit anderen geraten.



2. Grundangst: Kontrollverlust 


Wenn die Möglichkeit eingeschränkt wird, unser Leben selbstbestimmt gestalten zu können, entstehen Gefühle von Ohnmacht, Machtlosigkeit, Kontrollverlust und Abhängigkeit von äußeren Einflüssen.


Beispiele hierfür sind Flugangst (unser Leben ist abhängig von einem technischen Gerät), oder auch die Platzangst, die Angst in Menschenmengen oder Situationen, aus denen eine Flucht schlecht möglich ist (Kino, Geschäfte, Bus etc.).



3. Grundbedürfnis: Selbstwerterhalt und Selbstwerterhöhung


Dieses Grundbedürfnis beinhaltet die Anerkennung und das Vertrauen anderer zu uns selbst. Diese entstehen durch unsere Kompetenzen und unseren Beitrag für andere.

Dadurch spüren wir, dass wir als Mensch wertvoll sind für andere oder die Gesellschaft.


Ein starkes Selbstwertgefühl ermöglicht es uns, mit Freude auszudrücken, wer und was wir sind, und unsere Persönlichkeit nach außen zu zeigen und zu leben.



3. Grundangst: nicht gut genug sein


Problematisch ist bei diesem Grundbedürfnis das Wörtchen "Wert". Es ist natürlich, dass wir zu einer Gemeinschaft beitragen möchten und daraus unsere Daseinsberechtigung in dieser Gemeinschaft ableiten.


Allerdings ist das eine Gratwanderung, die schnell dahin kippen kann, dass wir - meist auf unbewusster Ebene – das Gefühl bekommen, gut genug sein zu müssen, genug leisten zu müssen, um es Wert zu sein, dazu gehören zu dürfen.


Und dann stellt sich die Frage: Was ist "genug"? Und wer bestimmt, was genug ist?

Wenn jemand unter dieser Grundangst leidet, zeigt sich häufig, dass das Unterbewusstsein davon überzeugt ist, dass es tatsächlich nie genug ist.



4. Grundbedürfnis: Lustgewinn und Unlustvermeidung


Auch das Bedürfnis nach Lustgewinn ist ein sehr tief in unserer Biologie verankertes Bedürfnis. Das Streben nach allem, was Freude macht, gut tut, schmeckt, angenehm ist, dient nicht zuletzt dem Überleben, ebenso wie das Vermeiden von allem, was nicht gut tut oder zu viel Kraft kostet.


Hierin verbirgt sich auch unser Bauchgefühl, das uns signalisiert, was sich gut anfühlt. Im negativen Sinnes ist es der Innere Schweinehund, der uns ja „nur davor bewahren will“, uns zu viel aufzuladen oder unangenehme Dinge zu tun.



4. Grundangst: Leiden


Die Angst, die sich aus dem Lustprinzip ergibt, ist die Angst vor Leiden. Sie ist biologisch zunächst sehr sinnvoll, in unserer heutigen Zeit allerdings oftmals übertrieben.

Ein Beispiel ist die Angst des Rauchers davor aufzuhören. Er fürchtet kurzfristig das Leiden durch den Entzug (wohl wissend, dass der zeitlich begrenzt ist), und er befürchtet langfristig fehlenden Genuss im Leben, weil er sich viele alltägliche Situationen nicht ohne Zigarette vorstellen kann.

Von daher ist diese Angst ein großer Verhinderer von persönlicher Weiterentwicklung, sie hält uns gefangen in Lebensumständen, die eigentlich nicht zu unserem besten sind.



Wie hilft das Wissen um die Grundbedürfnisse und Grundängste?


Wenn in unserem Körper eine Angstreaktion abläuft, wird der rationale Verstand eingeschränkt oder in einer Panikreaktion sogar ganz abgeschaltet.


Bei allen Ängsten ist es daher im ersten Schritt wichtig, sie anschließend in einem Moment der Ruhe zu hinterfragen und zu verstehen.


Was genau macht Angst, und ist diese Angst berechtigt oder entsteht sie in den Tiefen der Psyche und entspricht in ihrem Maß nicht der äußeren Gefahr?


Alleine diese Klarheit bestärkt den Mut, durch die Angst und die angstbeladene Situation hindurch zu gehen anstatt ihr auszuweichen.


Mit jeder bewältigten Situation macht unser Gehirn die Erfahrung, dass es nicht so schlimm ist wie befürchtet, und die Angst kann dann Stück für Stück ein wenig kleiner werden.



Methoden, um die Ängste aufzulösen


Es gibt verschiedenste therapeutische Methoden, aber auch Selbsthilfemethoden, um Ängste zu bearbeiten, zu minimieren oder in ihrem Ursprung aufzulösen.


Als "passive" Methoden, bei denen Sie sich nicht mit der Angst befassen müssen, möchte ich die Bachblüten nennen, mit denen ich gute Erfahrungen mache, aber auch die Homöopathie oder Energetische Behandlungen mit Handauflegen.


Wenn Sie sich mit Ihren Ängsten aktiver befassen möchten, empfiehlt sich das "Klopfen" (z.B. MET oder EFT), mit dem Sie Akupunkturpunkte mit den Fingern beklopfen und damit den Energiefluss in den Meridianen von Blockaden befreien können. Hiermit sind mit etwas Erfahrung sehr tiefgreifende Behandlungen möglich.


Um die Ursachen von Ängsten therapeutisch oder im Coaching zu bearbeiten und aufzulösen, stehen dem Therapeuten verschiedenste Methoden zur Verfügung. Ich selber habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit Systemischen Aufstellungen, Hypnose oder auch der Arbeit mit inneren Bildern.



Fazit


Die Ängste, die sich aus den psychischen Grundbedürfnissen des Menschen ergeben, sind sehr tief sitzende Ängste, die unsere Persönlichkeit prägen.


Dennoch sind sie änderbar, und es lohnt sich, sie Schicht für Schicht aufzulösen und dadurch mehr Freiheit, Sicherheit und Selbstwert ins Leben zu bringen.


Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und unterstütze Sie auf Ihrem Weg gerne in meinen Behandlungen und Beratungen!


Herzlichst,

Ihre Bettina Grill



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